Reisebeiträge

Über Fes in die Wüste

Als nächstes stand die alte Königsstadt Fes und anschließend die Wüste Erg Chebbi (als Teil der Sahara) auf meinem Reiseplan. Schon die Zugfahrt von Casablanca nach Fes (25. Juni 2017) war mal was anderes. Die halbe Zugfahrt lang wurde ich von einem jungen Mann angegraben und das ziemlich geradeheraus. Ein Haufen „zufälliger“ Berührungen, „unschuldiger“ Blicke und ein geflüstertes „Hey, I’m gay and, if you wanna f*** me, I’m good for it!“ hatte ich jetzt in Marokko so nicht erwartet. Besonders angesichts der restriktiven marokkanischen Gesetze gegenüber Homosexualität und Prostitution. Wie dem auch sei. Ich lehnte dankend ab und der junge Mann beschränkte sich fortan darauf, mir auffordernde Blicke zuzuwerfen ^^

In Fes blieb ich für zwei Tage. Hier in der alten Medina habe ich das erste Mal so wirklich die ausufernde Aufdringlichkeit mancher Marokkaner gegenüber Touristen zu spüren bekommen. Man sollte wohl auch nicht mit Gepäck bei Einbruch der Dunkelheit ziellos umherlaufen. Dann kennt nämlich jeder auf einmal den Weg zum besten Hostel und alle verlangen horrende Summen für die Führung dorthin. Als ich der aufdringlichen Meute entkommen war, fand ich schließlich selbst ein wirklich gemütliches Hostel, das etwas versteckt im Gassenwirrwarr der Medina lag.

In den zwei Tagen meines Aufenthalts nahm ich neben einer Besichtigung der Mereniden-Gräber am Rand von Fes diesmal an einer professionell geführten Tour durch die alte Medina teil. Mein privater Tourguide zeigte mir duzende Koranschulen und Moscheen (von außen) und ich durfte die berühmte Handwerkskunst der Gerber und Weber von Fes bestaunen.

Im Hostel lernte ich Jess aus New Jersey kennen. Mit ihr und Alex, den ich ja schon in Tanger kennengelernt und jetzt in Fes wieder getroffen hatte, machte ich mich am Dienstag Abend (27. Juni 2017) mit dem Nachtbus auf nach Merzouga, der letzten kleinen Stadt vor der Sahara. Beide haben sich einfach mal in meinen Reiseplan eingeklinkt. (Wie ihr seht, organisiere ich jetzt nicht mehr Chorfahrten oder Partys von München aus, sondern Wüstentouren in Marokko für Leute, die ich unterwegs kennenlerne ; -)

Nun lag eines meiner Traumziele vor mir: die Wüste. Ein so unwirklicher und doch wunderschöner Ort. Am Rande der roten Dünen von Erg Chebbi lag die Unterkunft, von der aus wir am nächsten Tag in die Wüste aufbrechen sollten. Die kleine Pension „Chez Les Habitants“ von Ahmed war ein absoluter Glücksgriff.

Ahmeds Ratschlag folgend, verbrachten Jess, Alex und ich nur eine Nacht in der Wüste. Trotz nicht gerade authentischem Wüstencamp mit Elektrizität und europäischer Toilette, war es fantastisch. Das Kamelreiten, die Sandverwehungen auf den Dünen, der Sonnenuntergang, traditionelle Musik und Tanz, das Liegen im warmen Sand, eine sternklare Nacht mit vielen Sternschnuppen, eine Nachtwanderung zur höchsten Düne der Umgebung und der Sonnenaufgang am nächsten Morgen weckten in mir den Wunsch, das nächste Mal im Winter eine mehrtägige Tour durch die Wüste zu unternehmen.

Für Jess und Alex ging es nach der Wüstentour direkt weiter nach Marrakesch, da die beiden nur noch wenige Tage bis zu ihrer Heimreise hatten. Ich hingegen hatte Zeit und entschied mich noch zwei weitere Nächte in der kleinen Pension von Ahmed zu bleiben und in Ruhe meine nächsten Schritte zu planen.

Ahmed gehört, wie so viele Menschen in Marokko, zum Volksstamm der Amazigh oder auch Berber genannt. Er ist ein großartiger Mensch, ein Philosoph, und die wohl tiefgründigste Person, der ich auf meiner Reise bisher begegnet bin. Unsere Gespräche über die Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten von Kulturen, über Religion und das Leben dauerten immer bis spät in die Nacht.

Einen kleinen Eindruck davon kann euch vielleicht das unten folgende Interview vermitteln, auch wenn Ahmed vor der Kamera etwas nervös war ^^

Ansonsten geht’s hier zur diesmal extralangen Fotostrecke und zum EinBisschenSpaßMussSein-Video…

 

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