Nein, ich habe die Arbeit an meinem Reiseblog noch nicht eingestellt ; -) Nach einem zunächst zögerlichen Start in Kanada ging es jedoch auf einmal Schlag auf Schlag immer weiter und so bin ich euch nun einige erlebnisreiche Wochen schuldig. Die ersten beiden davon verbrachte ich in Toronto und Calgary.
Als ich am Samstag (12. August 2017) im Abendlicht der untergehenden Sonne in Toronto gelandet bin, überkam mich ein Gefühl von Nostalgie gemischt mit Vorfreude. Endlich, nach 10 Jahren, war ich wieder in der Stadt, die meine Reiselust geweckt hatte (s. Über Mich!).
Wie damals wurde ich von meiner alten Gastfamilie herzlich aufgenommen. Antonia und Martin, meine Gasteltern, hatten sich kaum verändert. Moses der älteste Sohn hingegen, der bei meinem letzten Besuch gerade einmal drei Jahre alt gewesen war, war zu einem sehr höflichen und sympathischen Jugendlichen herangewachsen. Seine ältere Schwester Angel verbrachte gerade die Ferien mit ihren Großeltern auf Jamaika. Und schließlich gab es noch die beiden jüngeren Neuzugänge Honor und King, die ich nun das erste Mal traf. Zusammen mit Grandma Ruth verbrachten wir den nächsten Tag bei warmer Sommersonne im Park.
Tags darauf folgte ich erst einmal den Spuren meiner Erinnerung, erkundete die Innenstadt und besuchte alte, mir wohlbekannte Orte. Darunter meine alte Schule, das Kino, in das wir immer gegangen waren, und die Einkaufs- und Ausgehviertel der Stadt. Anschließend traf ich mich mit Alex. Alex ist der Typ, den ich in Marokko in Tanger kennengelernt und mit dem ich später auch noch in der Wüste unterwegs gewesen bin. Eigentlich aber lebt er in Toronto ^^
Als Local konnte er mir noch eine ganz andere Seite von Toronto zeigen. Wir haben das Royal, ein Independent-Film-Theater, in dem Alex arbeitet, besucht, waren im besten Dim-Sum Restaurant der Stadt essen und haben in seiner Bude in Kensington Market, dem hippsten Viertel Torontos, gechillt. Außerdem hat mir Alex die Grundprinzipien des DJ-ing näher gebracht. Mega cool! Vielleicht werde ich das auch irgendwann mal versuchen. Im Gegenzug habe ich ihm den besten Drink der Stadt gezeigt: Margarita Diabolo im Tortilla Flat. Heute wie schon vor zehn Jahren einfach genial!
Alles in Allem waren die vier Tage in Toronto wunderschön. Im Vergleich zu meinem letzten Besuch war ich jedoch dieses Mal wirklich tiefenentspannt. „Irgendwie klappt das schon Alles“, denke ich mir seit Reisebeginn. Und in der Tat, es klappt. Als 17jähriger hingegen hatte ich beispielsweise nachts alleine in Toronto schon immer mal wieder Herzklopfen gehabt und Alles musste bis ins kleinste Detail organisiert sein. Jaja, man wird älter ; -)
Am Mittwoch (16. August 2017) ging’s dann auch schon weiter nach Calgary. Nach einer ersten Nacht in einem Gästehaus nahe dem Flughafen sicherte ich mir ein Bett im „Wicked Hostel“. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, gleich über Workaway für knapp einen Monat zu arbeiten. Vorzugsweise auf einer Pferdefarm, wo ich schon Mal in Alberta war. Dieses Mal sollte ich jedoch Pech haben. Eineinhalb Wochen saß ich nun im Hostel fest und versuchte Arbeit zu finden.
Um nicht nur Ausgaben zu haben, bewarb ich mich um einige Online-Jobs und wurde schließlich Texter für eine deutsche „Nachrichten“-Plattform. Das „Nachrichten“ sollte man allerdings nicht zu ernst nehmen. Vielmehr sollte ich zu so hochwertigen Videos wie „Experten sind sich unsicher: bestätigt dieses Video die Existenz von Aliens?“ Oder „Was passiert, wenn man Zahnpasta in der Pfanne anbrät?“ einen kurzen Artikel schreiben. Um in keinen Gewissenskonflikt zu geraten, habe ich dann versucht ein wenig Bildung in diese Unbildung zu bringen … bezahlt wurde ich trotzdem ^^ Und auch im Hostel selbst habe ich einige Tage gearbeitet und konnte so noch mehr einsparen.
Glück im Unglück der Arbeitslosigkeit hatte ich dann aber doch. Im Hostel in Calgary lernte ich wieder mal viele sympathische Leute kennen. Die Allermeisten kamen auch aus Deutschland – die sind hier überall ; -) Mit Carla und Johannes war ich zum Beispiel im Freilufttheater auf Prince’s Island und hab mir Shakespeare gegönnt. Im „Regrub“, das es nur in Calgary und Edmonton gibt, hab ich die fantastischsten Milchshakes gefunden, die man sich vorstellen kann. Insgesamt war ich drei Mal da! Mit Ronni aus Guatemala hatte ich einige gute Gespräche auf Spanisch und einige interessante über die Todesstrafe und die überfüllten Gefängnisse in seinem Land auf Englisch. Mit Noah aus England schließlich hab ich mir an einem spannungsgeladenen Abend vor meiner Weiterreise den Boxkampf Mayweather (Boxer) gegen McGregor (UFC-Kämpfer) in einer Bar auf der 17th Avenue angeschaut. Ein Spektakel, das von der ganzen Stadt verfolgt wurde.
Nach eineinhalb Wochen ergab sich dann eine ungeahnte Möglichkeit. Als ich mit Carla chattete, eröffnete sie mir ganz beiläufig, dass auf der Pferdefarm, auf der sie seit ein paar Tagen arbeitet, noch dringend Volunteers gesucht werden. Perfekt! Nach einer kurzen Rücksprache mit der Farmerin war die Sache geritzt und ich machte mich auf zu meiner neuen Arbeitsstelle.
Leider muss ich gestehen, dass ich aus versehen die Hälfte meiner Weltreisebilder auf meiner Kamera gelöscht habe. Keine Sorge! Der Großteil war schon auf mein Tablet hochgeladen, also tief durchatmen! Dieses Mal geht’s deshalb jedoch zur sehr verkürzten Fotostrecke…