Reisebeiträge

Die geballte Ladung Island

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Der erste Flug auf meiner Reise verlief genauso wie geplant. Genau genommen waren es zwei Flüge. Von Marrakesch nach London und von London nach Reykjavik. Fliegen ist was tolles. Ich musste jedes mal vor Freude grinsen, sobald ich beim Start in den Sitz gedrückt wurde und draußen die Landschaft vorbeizurauschen begann : -)

Um 23:30 Uhr Ortszeit (24. August 2017) landete ich in Reykjavik. In der Ankunftshalle wartete bereits meine Schwester Gwen auf mich. Was für ein Zufall … oder auch nicht. Zwei Monate zuvor hatten wir beschlossen, dass wir uns gemeinsam zwei Wochen lang Island anschauen.

Island ist eine Insel ziemlich weit im Norden des Atlantiks und ist ungefähr so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammengenommen. Im krassen Kontrast dazu steht die Einwohnerzahl. Gerade einmal 340.000 Isländer leben auf Island. Ohne größere Ballungszentren – mit Ausnahme Reykjaviks und Akureyris – scheint es auf Island vor allem zwei Dinge zu geben: Natur und unendliche Weiten.

Mit seinen Flechten, Moosen, Gräsern und Zwergsträuchern und fast ganz ohne Bäume weist Island eine typische Tundra-Vegetation auf. Gepaart mit omnipräsenten vulkanischen Einflüssen entsteht eine Landschaft, bei der mir nur ein Wort einfällt: EPISCH.

Bereits in der Nacht unserer Ankunft gewannen wir davon einen ersten Eindruck. So hoch im Norden war die Sonne nämlich nur knapp unter den Horizont gesunken und im Zwielicht konnten wir die Landschaft um uns herum gut erahnen. Vom Flughafen machten wir uns dann um Mitternacht mit einem 4×4 Mietwagen auf in den Norden der Insel.

Nachdem wir einfach irgendwo nahe der Straße gezeltet hatten, war unsere erste Quest auf Island, uns für die nächsten Tage mit Essen einzudecken. Trinken hingegen ist kein Problem, denn kleine Flüsse sind eigentlich immer in der Nähe und haben in der Regel gute Trinkwasserqualität. Wir fuhren also zum nächsten Ort und lernten gleich einmal, dass „Bonus“ die weitaus günstigste Supermarktkette ist…wir hatten natürlich vorher im Netto eingekauft ^^

Teuer ist es auf Island jedoch allemal. Insgesamt habe ich drei Wochen hier verbracht und es gerade so geschafft nicht über 1000 Euro auszugeben (exklusive Flugkosten). Übernachtungen konnten dabei durch Wildcampen eingespart werden – die Campingplätze, die wir ab und zu anlaufen mussten, sind auf Island hingegen genauso teuer wie ein gutes Hostel in Deutschland. Die letzten Tage hatte ich dann das Glück noch einen Couchsurfing-Host in Reykjavik gefunden zu haben. Zu den Übernachtungen kamen aber noch Transportkosten und Eintrittsgelder.

Nichtsdestotrotz hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Im Norden konnten wir die wunderschöne Küste entlangfahren, haben Robben und Seeschwalben gesehen und alte Ruinen auf Hügeln mit fantastischen Ausblicken besichtigt. Unvergesslich bleibt die Fahrt mit einem Zweimaster bei Husavík, wo wir nicht nur jede Menge Papageientaucher, sondern immerhin auch sieben Wale bestaunen konnten.

Ein wenig weiter im Landesinneren gibt es einen breiten Krater, der wie ein Hufabdruck geformt ist. Der Sage nach entstand dieser Hufabdruck, als sich Sleipnir, das achtbeinige Pferd des Gottes Odin, von der Erde abgestoßen hat. Besonders schön sind die Kraterwände im Abendlicht anzusehen.

Etwas südlich davon ist der wasserreichste Wasserfall Europas mit Namen Dettifoss zu finden. Überaus beeindruckend wälzen sich hier riesige Wassermassen über eine mehr als 100 Meter breite Kante und stürzen 44 Meter in die Tiefe. Einfach ein Hammer (s. Video) und außerdem der Drehort der Anfangsszene von dem SciFi-Film „Prometheus“, in der das Alien den Wasserfall hinabstürzt…kleine Filmempfehlung am Rande ^^ die Landschaft des Films spiegelt Island eigentlich ganz gut wider.

Als Gwen und ich dann noch einige Sehenswürdigkeiten mehr besichtigt hatten, darunter ein dampfendes Schwefelfeld oder das warme Naturbad am Mývatn-See, fuhren wir zurück nach Reykjavik und gaben unser Auto ab. Schon am nächsten Morgen ging’s nämlich mit dem Bus ins Hochland von Island.

Von Landmannalaugar sind wir den rund 60 km langen Laugavegur-Trail nach þorsmörk (þ=th, wie z.B. Þor) hinuntergewandert. Bei fast durchgehend gutem Wetter überquerten wir zunächst eine Berggruppe, wo sich dampfende Schwefelfelder und ausgedehnte Schneefelder in einer fantastischen Mischung aus Feuer und Eis aneinanderreihten.

An den Tagen 2 und 3 kamen wir durch ein riesiges grünes Tal, umgeben von Bergen. Auf der Ostseite erstreckte sich ein gewaltiger Gletscher, Flüsse durchzogen das Tal im Sonnenlicht wie funkelnde Gesteinsadern und in der Mitte lag ein großer See (s. Video!). Meist gab es keine Brücken und so mussten wir die Flüsse barfuß und mit hochgekrempelter Hose durchqueren, was mit den großen Rucksäcken manchmal durchaus abenteuerlich war.

Wie überall auf Island traf man auch hier im Tal auf vereinzelte Gruppen von meist drei Schafen, die gemütlich und völlig frei auf den Wiesen unterwegs waren. Wenn ich mir aussuchen könnte, welches Tier ich auf Island sein will, wäre ich definitiv ein Schaf ^^

An Tag 4 erreichten wir schließlich Þorsmörk und fuhren mit dem Bus zurück nach Reykjavik, um uns dort noch ein paar Tage zu entspannen. Am Abend bevor Gwen zurück nach Deutschland flog, gönnten wir uns dann noch in der „Hamborgarafabrikkan“ die besten Burger, die Island zu bieten hat. Es war sooo lecker und diesmal gab’s auch keine gesundheitlichen Probleme ; -)

Ich selbst blieb noch eine weitere Woche auf Island und hatte die letzten Tage sogar eine Unterkunft mitten in der Stadt. Anton, ein junger Isländer und Medizinstudent, ließ mich drei Nächte auf seiner Couch schlafen. Wir hatten viele gute Gespräche und einmal nahm er mich sogar zu einem Spieleabend mit zu seinen Freunden. Es war großartig. Das beste aber war, dass er mir sein Apartment überließ, als er einen Tag vor meiner Abreise in den Urlaub aufbrach. So konnte ich am nächsten Tag entspannt zum Flughafen aufbrechen und trat guter Dinge meine Reise nach Kanada an.

Hier geht’s zur extralangen Fotostrecke und diesmal sogar zu drei Videos…

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