Reisebeiträge

Die Beinahe-Wanderung und Daumen hoch

Nicht ganz wie geplant, aber dennoch guter Dinge, bin ich am Samstag (6. Mai 2017) am Campingplatz mit dem vielversprechenden Namen „Picos de Europa“ angekommen. Die Picos de Europa sind ein Gebirgszug in Nordspanien und gehören zu den berühmtesten Wandergebieten Spaniens. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und freute mich schon darauf, einfach vom Campingplatz aus zu großartigen Tagestouren aufzubrechen.

Der Name des Campingplatzes sowie seine Beschreibung waren jedoch ein wenig irreführend. Als ich ankam, konnte ich die Picos de Europa zwar sehen, sie waren aber dennoch noch einige Kilometer entfernt und ohne Auto nur sehr schwer zu erreichen. Na toll! Eine mehrtägige Tour mit dem großen Rucksack kam im Gebirge nicht in Frage. Also blieb mir nur noch, mit den Bergen vor Ort vorlieb zu nehmen. Nachdem ich jedoch endlich einen Wanderweg gefunden hatte – was in der Gegend nicht gerade leicht war – kam mir an der Stelle, wo es so richtig schön in den Fels hineinging, dichter Nebel entgegen und auf der anderen Seite vom Berg war zudem lautes Donnergrollen zu hören. Im dichten Nebel über einen unbekannten Weg auf ein Gewitter zulaufen? Keine gute Idee! Ich bin also umgekehrt und ohne Gipfelerlklimmung (die gehört für mich zu einer ordentlichen Wanderung definitiv dazu ^^) zurück zum Campingplatz.

Ein wenig Glück hatte ich in dieser Woche aber trotzdem. Zum Einen konnte ich ein wenig Spanisch üben und entspannt das dortige Dorf- und Landleben beobachten. Zum Anderen lernte ich Magdalena und Matthias, ein junges, sehr sympathisches Pärchen aus Hamburg kennen. Beide waren einige Zeit dem Jakobsweg gefolgt, wollten aber auch noch was anderes sehen und sind schließlich wie ich auf dem Campingplatz „Picos de Europa“ gestrandet. Dank der Spanischkünste von Magdalena brachte uns der Campingplatz-Besitzer dann sogar mit dem Auto an den Rand des Wandergebiets. So konnten wir immerhin einen kleinen Schluchtspaziergang genießen und anschließend zurück zum Campingplatz marschieren. Einen Gipfel hatten wir jedoch auch dieses Mal nicht gestürmt.

So verging die Woche und meine Abreise nach Madrid rückte näher. Am vorletzten Abend entschloss ich mich kurzerhand einen Tag früher aufzubrechen und etwas zu tun, was ich noch nie getan hatte. Ich wollte nach Madrid trampen. Ich erkundigte mich ein bisschen vor Ort und im Netz, wie das mit dem Trampen in Spanien so abläuft und bekam überall die gleiche Antwort: eigentlich gar nicht ^^ Der Campingplatz-Besitzer suchte mir sogar alle verfügbaren Busfahrpläne heraus und gab mir die Nummer eines Freundes, der mich abholen könne, sollte ich mitten im nirgendwo landen. Er war wohl überzeugt, dass das nicht funktionieren würde.

Nichtsdestotrotz machte ich mich auf den Weg. Und siehe da, es lief super. Zumindest vorerst. Keine 5 Minuten am Straßenrand und schon im ersten Auto. Ein Architekt auf dem Weg zur Arbeit nahm mich zur nächsten Autobahnauffahrt mit. Nach vier weiteren Mitfahrgelegenheiten und 120 km landete ich in Oviedo, der ersten größeren Stadt. Eingedenk der Tatsache, dass ich nur einmal etwas länger auf eine Mitfahrgelegenheit warten musste, fand ich es sehr amüsant, dass mir jeder, der mich ein Stück mitnahm, versichert hat, Trampen sei in Spanien vollkommen unüblich und würde eigentlich nicht funktionieren.

Und tah taah. In Oviedo verließ mich dann auch mein Glück. Eigentlich wollte ich von dort weiter in Richtung León und Madrid. Der Fehler war wohl, mich in eine große Stadt hineinbringen zu lassen und nicht außenherum. Das ist wie mit den Planeten. Es ist leicht, auf sie zu und um sie herum zu fliegen, aber sehr schwer, von ihnen wieder wegzukommen, wenn man mal auf ihnen gelandet ist ; -) Nach 2 ½ Stunden an der einen Autobahnauffahrt und 2 Stunden an der anderen, gab ich schließlich auf und kaufte mir ein Busticket für eine nächtliche Fahrt nach Madrid. So konnte ich mir immerhin eine Übernachtung sparen.

Hier geht’s zur diesmal etwas kürzeren Fotostrecke…

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