Reisebeiträge

Eine luxuriöse Blase an der Costa del Sol

Nach einer wundervollen Woche nahe Córdoba saß ich am Mittwoch (24. Mai 2017) im Bus nach Marbella und fragte mich, ob der zweite Monat meiner Reise wohl genauso gwandt ablaufen würde wie der erste.

Meine nächste Gastgeberin war eine alleinerziehende Mutter mit Namen Kelly. Für sie sollte ich vier Wochen lang öfter mal auf ihre beiden Jungs Ethan (13 Jahre) und Oliver (9 Jahre) aufpassen und ein wenig im Haushalt helfen. Ich hatte Kelly bereits via Skype kennengelernt und der erste Eindruck war durchaus positiv. Die Sache hatte jedoch einen Haken, weshalb ich die Zusage zunächst etwas hinausgezögert hatte. Kelly ist aus England und zuhause wird dementsprechend nur Englisch gesprochen. Naja, dachte ich mir, es sollte wohl nicht so schwierig sein, mein Spanisch selbstständig weiter auszubauen … schließlich bin ich immer noch in Spanien.

Tja, falsch gedacht … oder zumindest nicht ganz richtig ^^ Aber immer schön der Reihe nach. Vom Busbahnhof in Marbella holte mich Murad, der Lebensgefährte von Kelly und ebenfalls aus England, mit einem anscheinend brandneuen Porsche ab. Kelly arbeitet als Immobilienmaklerin und war unterwegs bei einem Kunden. Murad auf der anderen Seite arbeitet zuhause von Marbella aus als IT-Berater für eine niederländische Bank und hatte zum Glück Zeit mich abzuholen. Auf der Fahrt zum Haus kamen wir an mehreren Golfclubs vorbei, und als dann am Straßenrand statt Früchten Golfbälle verkauft wurden, war mir schon einiges klar. Wir bogen dann schließlich auch in ein umzäuntes Wohngebiet mit dem Namen „Los Arqueros – Golf und Country Club“ ab ; -)

Meine Bleibe für die nächsten vier Wochen war ein eigenes Zimmer mit Balkon und wunderbarem Blick aufs Meer und die Costa del Sol. Um ehrlich zu sein waren es zwei Zimmer mit ähnlicher Aussicht, denn es gab noch eine weitere Wohnhaushälfte auf der anderen Seite von Marbella, die allein Kelly gehört, aber nur ab und zu genutzt wird. (By the Way durfte ich mir auch die Pläne für eine riesige Villa anschauen, die gerade als gemeinsames Projekt von Kelly und Murad gebaut wird – echt n Hammer). Doch auch beide momentanen Unterkünfte waren wirklich schön gelegen und egal wo ich mich gerade aufhielt, immer gab es mindestens zwei Pools in der näheren Umgebung. Einer geheizt und der andere nicht ^^

Kelly ist eine großartige Gastgeberin, überaus freundlich und immer darauf bedacht, möglichst wenig von einem zu fordern. In den ersten drei Wochen musste ich nur ein paar kleinere Putzschichten für sie und Murad im Haus einlegen und die beiden Jungs ab und zu zur Schule fahren oder von dort abholen – wofür mir übrigens ein eigenes Auto zur freien Verfügung gestellt wurde. In der letzten Woche gab es dann etwas mehr zu tun, weil Kelly aufgrund familiärer Angelegenheiten nach London musste. Dennoch hatte ich viel Zeit für mich allein.

So konnte ich beispielsweise das historische Ronda (50 km nördlich) mit seiner beeindruckenden Puente Nuevo besichtigen, durch die schöne Altstadt von Marbella schlendern und gestern hab ich mir noch eine traditionelle Flamenco-Show angesehen. Vor zwei Wochen ging’s hinauf auf La Concha, den berühmtesten Berg der Gegend und fast direkt am Meer gelegen. Von dort oben hatte man einen beeindruckenden Ausblick über die Costa del Sol und konnte sogar die Küste von Marokko erspähen. Einfach fantastisch war ein gemeinsamer Ausflug mit Kelly, Murad, Ethan und Oli zum südlichsten Strand Spaniens nahe Tarifa. Die Wellen waren einigermaßen hoch und so ließen wir uns mal von ihnen tragen und mal auch einfach nur herumwirbeln. Ein Spaß, der mich stark an einen Strand auf Korsika vor 14 Jahren erinnert hat.

Einen kleinen wunden Punkt gab es jedoch. Irgendwie fühlte ich mich nach außen hin, also von der spanischen Lebenswelt isoliert. Wie in einer Art Blase wurde hier Britisch gesprochen, britisches Fernsehen geschaut, britisch gekocht (zugegeben manchmal auch indisch, da Murads Eltern aus Indien stammen) und die beiden Jungs wurden auf das English International College geschickt, wo man sich britisch sozialisierte, selbst wenn man nicht aus Großbritannien stammte. Natürlich ist das eher die Regel, wenn man woanders lebt: man sucht Vertrautes. Und für mich war selbstverständlich auch die britische Lebenswelt eine Erfahrung wert, nur war ich nun einmal in Spanien und nicht in Großbritannien. So habe ich ein wenig das Gefühl, hier nie wirklich angekommen zu sein … vielleicht bin ich aber auch einfach nur rastlos. Und recht angenehm war es hier allemal.

Morgen geht’s dann mit der Fähre nach Marokko und ich bin schon sehr gespannt. Erster Anlaufpunkt ist ein Couchsurfing-Host in Tanger, wo ich ein paar Tage bleiben werde, um mich zu akklimatisieren. Und dann … na mal sehen ^^

Hier geht’s zur letzten Fotostrecke aus Spanien…

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